Weihnachten steht vor der Tür und wie jedes Jahr stellen wir uns die Frage, wo die Zeit geblieben ist. Bei ecotec haben wir nach dem Energiekrisenjahr 2022 unsere Zeit in den Aufbau der neuen Geschäftsbereiche und die Unternehmensorganisation gesteckt. Meinem persönlichen Ziel, ecotec von „Markus Schnier“ unabhängiger zu machen, sind wir schon ein deutliches Stück näher gekommen und ich bin optimistisch, dass uns im nächsten Jahr weitere Schritte in diese Richtung gelingen. Das sollte sich dann auch an dieser Stelle bemerkbar machen. Ziel unseres Briefings bleibt es, Sie bei Ihren strategischen Überlegungen in Richtung klimaneutrales Wirtschaften zu unterstützen. Dabei darf das Thema Energiebeschaffung nicht zu kurz kommen, denn es bleibt bei allem Wandel unser wichtigstes Ziel, Sie kostenseitig gut durch die unsicheren Zeiten zu bringen.
Im Jahr 2022 haben wir unseren Kunden dazu geraten, in die Spotmarktbeschaffung, ggf. mit Monats- oder Quartalsprodukten zu wechseln. Der bisherige durchschnittliche Day-Ahead-Preis 2023 gab uns mit ca. 97,5 €/MWh beim Strom bzw. ca. 41,5 €/MWh beim Erdgas recht. Wer im Dezember 22 allerdings cal 23 abgesichert hatte, musste im Schnitt ca. 320 €/MWh beim Strom bzw. 123 €/MWh beim Erdgas bezahlen und hatte das Nachsehen. Zwar hätte die Spotstrategie auch schief gehen können, aber das war aus unserer Sicht unwahrscheinlich. Wir sind weder Glücksritter noch Spekulanten: Im Jahr 2020 bzw. Anfang 2021 haben wir unseren Kunden beim Erdgas zu Preisen unter 20 €/MWh dazu geraten, so lange wie möglich am Terminmarkt abzusichern, weil klar war, dass nach unten kaum noch Luft war. Die Preisrallye ab Mitte 2021 hatte damals niemand für möglich gehalten. Bereits in der Oktober-Ausgabe 2022 haben wir darauf hingewiesen, dass der kurzfristige Markt im Sinkflug ist. Somit war klar, dass sich Einsparpotentiale gegenüber einer Absicherung am Terminmarkt ergeben. Denn die noch unter Schock stehenden Märkte hatten weiterhin alle möglichen Risiken in die Terminmarktpreise eingepreist und ein Nicht-Eintreten aller Risiken würde bedeuten, dass eine kurzfristige Beschaffung günstiger würde.
Genug des Eigenlobes und den Blick nach vorn: Wie sieht es nun für cal 2024ff aus? Nach dem rapiden Absinken der Terminprodukte in den letzten Wochen kann man wieder über den Einstieg in die Absicherung nachdenken (gerne auch gemeinsam). Q1 24 haben unsere Kunden bereits abgesichert, falls es noch einmal sehr kalt wird. Der Markt hat sich zudem gedreht, was dadurch ersichtlich wird, dass cal 25 erstmals wieder teurer ist als 2024, das in etwa auf dem gleichen Niveau wie cal 26 notiert. Und am EEX-Horizont der hinteren Kalenderjahre ab 2030 tauchen Strompreise von unter 70 €/MWh auf. Auch wenn diese noch nicht gehandelt werden, so dürften sie für Sie dann relevant sein, wenn Sie z. B. ein PV- oder Windkraft-PPA über 10 Jahre abschließen wollen. Haben Sie ein PPA im Jahr 2022 oder 2023 zu Festpreisen abgeschlossen, die sich am Terminmarkt orientiert haben, ist der Wertverlust dieses PPA hoch – unabhängig von der Laufzeit. Nicht nur wegen der gesunkenen Terminmarktpreise, sondern auch wegen des in vielen PV-Verträgen nicht ausreichend berücksichtigten Marktwertfaktors. Er lag für PV-Strom im Mai z. B. bei 65 % oder mit anderen Worten: Zu den wind- und besonders sonnenreichen Zeiten wird der Strom immer weniger wert – das wird so lange der Fall sein, wie der Ausbau schneller als die Nutzung (z. B. Wärmepumpe, E-Mobilität, Speicherung) voranschreitet. Und das wird vermutlich noch einige Jahre der Fall sein, da die Ausbaupfade auf beiden Seiten ambitioniert sind, aber die Nutzungsseite stärker hinterherhinkt, wenn man sich z. B. die Klagen der Wärmepumpenhersteller und der E-Auto-Hersteller anhört.
Bei ecotec sind wir mit gutem Beispiel vorangegangen und haben vor zwei Jahren ein E-Auto bestellt. Es steht seit letzter Woche (mit Förderung) vor der Tür. Ganz abgesehen vom Klimaeffekt ist es ein gutes Gefühl, kein Geld via Tankstelle mehr in Richtung der Staaten schieben zu müssen, die ihre hohen Einnahmen offensichtlich dazu nutzen, das fossile Geschäft über das notwendige Maß hinaus am Leben zu erhalten. Die E-Auto-Förderung ist seit gestern Geschichte: Ein gutes Beispiel dafür, dass man bei Investitionen in Nachhaltigkeit schnell sein muss, wenn man an die Fördertöpfe ran will. Daher bieten wir Ihnen ab dem kommenden Jahr ein separates Briefing zu Fördermitteln und Nachhaltigkeit an – perspektivisch einmal pro Monat und kompakt wie dieses Briefing. Wir wünschen Ihnen und Ihrer Familie ein frohes Weihnachtsfest, besinnliche Stunden und einen guten Rutsch ins neue Jahr!