Erstmals können die sogenannten Season-Produkte am 15. Februar nachgefragt werden. Unternehmen dürfen für die Gashandelspunkte in den EU-Mitgliedstaaten sowie den LNG-Zonen Nordwest- und Südeuropa Nachfrage für die zehn Seasons (Halbjahre) Sommer 24 bis Winter 29 platzieren. Die Mindestmenge für Handelspunkte im Pipelinesystem beträgt 30 GWh je Halbjahr, für LNG-Lieferungen 1.800 GWh.
AggregateEU wird über die deutsche Kapazitätsplattform abgewickelt. Bisher konnten auf Prisma nur Monatsprodukte für die kommenden 15 Monate platziert werden. Anders als bei diesen kurzfristigen Produkten wird die Nachfrage nicht aggregiert und dann möglichen Verkäufern zugeordnet. Bei den Seasons können Bieter für jede einzelne Nachfrage ihr Interesse zeigen. Die Verhandlungen erfolgen dann, wie auch bei den bisherigen Vergaberunden, bilateral außerhalb der Plattform.
Neue Beschaffungsoption für Industriekunden
Markus Schnier, Inhaber und Geschäftsführer des Energiedienstleisters ecotec, sieht in dem neuen Angebot einen großen Schritt nach vorn bezüglich neuer Beschaffungsmöglichkeiten für Industriekunden: "Größere Industriekunden beschaffen zunehmend im Rahmen von Mehrlieferantenmodellen, durch die neuen Produkte können die Unternehmen über die Plattform zusätzliche Lieferanten finden", erläuterte er im Gespräch mit energate. ecotec organisiert unter anderem die Beschaffung von Energie für Industrieunternehmen. Schnier hatte schon im vergangenen Jahr überlegt, wie Industriekunden Aggregate EUnutzen können und bei der Kommission Verbesserungen bei der Produktausgestaltung angeregt. "Einer meiner Kunden wird mit ziemlicher Sicherheit sich schon an der nächsten Runde beteiligen, anderen Kunden werde ich empfehlen, dies spätestens in der übernächsten Runde zu tun", zeigte er sich optimistisch.
Fehlende Flexibilität kein Problem
Schnier glaubt, dass die Frage der Risikobewertung durch Lieferanten und der Stellung von Sicherheiten bei dem aktuellen Preisniveau keine entscheidende Rolle mehr spielen wird. Im vergangenen Jahr war dies eines der wichtigsten Themen für alle potenziellen Nutzer der Plattform. Für die größeren Industriekunden stelle auch die fehlende Flexibilität bei den Produkten keine Hürde dar: "Für größere Industriekunden wird ohnehin keine Flexibilität mehr angeboten oder nur zu sehr unattraktiven Preisen", ist seine Erfahrung. Deshalb sei ohnehin ein Spotausgleich nötig. Er betonte, dass AggregateEU sowieso nur eine Ergänzung zu anderen Plattformen und Beschaffungswegen sei. Aber angesichts des ausgedünnten Anbieterfeldes sei jede Option wichtig.
In den bisher vier Ausschreibungsrunden wurden mehr als 40 Mrd. m3 Angebot und Nachfrage zusammengeführt. Da aber die Vertragsverhandlungen und die Vertragsabschlüsse bilateral außerhalb der Plattform stattfinden, besagt dieses "Matching" nichts über den effektiven Erfolg der Plattform. Die Unternehmen sind auch nicht verpflichtet, Abschlüsse der Kommission zu melden. Mitte November hatten Vertreter der Kommission bei dem Treffen einer Beratergruppe von Energieunternehmen und Verbänden Zahlen auf Basis der ersten drei Ausschreibungsrunden genannt. Für 46 Prozent der Gesamtmenge (35 Mrd. m3 nach drei Runden) wurden die Verhandlungsergebnisse gemeldet. Lediglich für 0,77 Mrd. m3 waren zum Zeitpunkt der Datenerhebung Verträge abgeschlossen worden. Bei gut sechs Mrd. m3 fanden noch Verhandlungen statt.