Mit seinem jüngsten Beschluss verschärft das Bundesverfassungsgericht die nationalen Klimaschutzziele und die politische Diskussion, die bereits mit dem Übereinkommen von Paris im Jahr 2015 Fahrt aufgenommen hat. Die erste weltweite Klimaschutzvereinbarung formuliert als Ziel, die Erderwärmung deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten. Besonders die Industrie steht vor vielfältigen Herausforderungen, wie der explosionsartig gestiegene europäische CO2-Preis zeigt.
Die Richter in Karlsruhe fordern, „frühzeitig transparente Maßnahmen für die weitere Ausgestaltung der Treibhausgasreduktion“ zu formulieren. Die nationalen CO2-Budgets für Energiewirtschaft und Industrie werden bis 2030 deutlich reduziert. Im Vergleich zu den letzten zehn Jahren bedeutet das eine Vervielfachung der Anstrengungen.
Proaktive Klimastrategie
Klimabilanzierung und -strategie sind ab sofort Chefsache, da aufgrund steigender CO2-Kosten sowie den Erwartungen der Stakeholder das Ergebnis und der Fortbestand des Unternehmens von den richtigen Schritten abhängen. Für die erfolgreiche Unternehmensentwicklung ist es wichtig, jetzt proaktiv eine individuelle Klimastrategie zu entwickeln. Anfangspunkt ist die Erfassung der Treibhausgase: Ein vorhandenes Energiemanagementsystem oder -audit bildet eine gute Grundlage, um sich einen Überblick über die direkten und indirekten Emissionen zu verschaffen. Die Emissionen der vor- und nachgelagerten Lieferketten müssen hingegen zumeist von Grund auf erfasst werden. Ziel sind klimaneutrale Carbon Footprints für das Unternehmen und alle Produkte. Das diesbezügliche „Climate Leadership“-Leitbild „Net Zero“, also das Erreichen von Klimaneutralität mit geringstmöglicher Kompensation, stellt sehr strenge Anforderungen an Dokumentation und Transparenz. Für viele Unternehmen – auch solche, die das heute noch gar nicht sehen – wird das Ignorieren der künftigen Anforderungen mit immensen Kosten und Imageschäden verbunden sein.
Kosteneinsparungen herbeiführen
Es gilt, Reduzierungen und Einsparungen im Sinne der Energie- und CO2-Effizienz herbeizuführen. Da sich aber selbst bei größter Anstrengung nicht alle Emissionen reduzieren lassen, sind diese unter Einsatz Erneuerbarer Energieträgern zu vermeiden.
Die verbleibenden CO2-Emissionen sollen kompensiert werden. Der Handel findet auf einem freiwilligen Markt statt, welcher nicht uneingeschränkt auf Zustimmung stößt (Stichwort Greenwashing) und finanziell undurchsichtig ist. Marktkenntnisse sind dringend erforderlich, um Fehlinvestitionen zu vermeiden.
Die Auffassungen von Klimaneutralität und die Kohlenstoffmärkte unterliegen einer starken Dynamik. Unabhängig davon und umso mehr gilt: CO2-Bilanz und Strategie erstellen sowie an den wichtigsten Zielen arbeiten – CO2 einsparen und vermeiden!