Wer glaubte, er oder sie könne den langwierigen Weg zu den grünen Molekülen abkürzen, sah sich jetzt mit unschöner Publicity konfrontiert. Über 100 Gasversorger, darunter auch E.ON Energie, haben in den vergangenen Tagen ihre Ökogasprodukte zurückgezogen, weil sie den vermeintlich einfachen Weg der CO2-Kompensation gehen wollten und dazu von etablierten und zertifizierten Anbietern wie z. B. Verra oder Gold Standard Klimazertifikate gekauft haben. Was schon lange absehbar war, ist nun eingetreten: Ein Recherchenetzwerk hat herausgefunden, dass die Zertifikate deutlich weniger CO2 einsparen als sie vorgeben und viele Projekte kaum nachvollziehbar sind. Flankiert wird diese Aktion von der Deutschen Umwelthilfe (DUH), die mit Abmahnungen bestens vertraut ist und bereits 15 Unterlassungserklärungen versendet und weitere angekündigt hat.
Gut so, nicht weil alle Klimazertifikate schlecht sind, sondern weil sie lediglich ein zusätzliches Engagement darstellen sollen, z. B. wenn ich als Privatperson die Emissionen meines Urlaubsfluges kompensieren möchte. Im zunehmend harten Wettbewerb um die Bewerbung klimaneutraler Produkte hat die Kompensation (zumindest nach unserer Lesart) nichts zu suchen, auch weil offiziell bekannt ist, dass es sehr häufig Schwierigkeiten mit der doppelten Anrechnung gibt. Nach dem Wechsel vom Kyoto-Protokoll zum Pariser Abkommen gehen die Emissionsminderungen aus Klimaprojekten ganz überwiegend in die nationalen Klimabilanzen ein, es sei denn ein Staat verzichtet auf die Anrechnung und gibt das Projekt für andere Emissionsbilanzen frei. In diesem Fall müssen wir der DUH mal recht geben.