Die Unsicherheit war groß, wie es in vielen Förderprogrammen nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes vom 15.11.2023 weiter geht. Auslöser war die Erklärung der Nichtigkeit des Nachtragshaushaltsgesetz 2021. Nun die Gewissheit: Seit dem 15.02.2024 ist eine Antragsstellung in vielen Förderprogrammen wieder möglich, allerdings mit gekürzten Fördersätzen. Insbesondere bei den Förderprogrammen auf Bundesebene gibt es weitreichende Veränderungen auf Grundlage der geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen der EU und der Ziele der Klimaneutralität. Das hat Folgen für viele Programme, die angepasst wurden. Es gibt auch Positives: Bei einzelnen Förderprogrammen werden jetzt nicht mehr ausschließlich die Investitionsmehrkosten, sondern auch die Gesamtkosten gefördert. Das kann dazu führen, dass trotz reduzierter Fördersätze die Zuschüsse höher ausfallen als vor der Anpassung der Rahmenbedingungen. Besonders effiziente Maßnahmen erhalten zusätzlich einen Bonus. Das Thema Abwärme findet einen besonderen Schwerpunkt. In vielen Bereichen schlummern weiter hohe Potenziale. Verantwortliche werden sich mit dieser Thematik ohnehin beschäftigen müssen. Wenn sie es bereits getan haben, umso besser, denn das Energieeffizienzgesetz (EnEfG) bringt umfangreiche Verpflichtungen beim Thema Abwärmenutzung mit sich.
Welche Möglichkeiten Sie haben, Ihre Abwärme zu nutzen, werden Sie vermutlich bereits im Rahmen einer oder mehrere Effizienzanalysen untersucht haben. Das ist aber nur der Anfang, auch außerhalb Ihrer Werksgrenzen bestehen ggf. viele Möglichkeiten Ihre Wärme zu verwerten. Das Stichwort ist die kommunale Wärmeplanung bzw. mobile Wärme. Egal, ob Sie ihr Abwärmepotenzial bzw. die Nutzungsmöglichkeiten noch nicht kennen oder ob Sie Detailuntersuchungen durchführen möchten: Im Bereich Abwärme können Sie viele Fördermittel in Anspruch nehmen und auch kombinieren.
Erfreulich ist, dass in der Förderperiode 2024 weiterhin Zuschüsse für das Thema Biomasse zur Verfügung stehen. Das klang Ende des letzten Jahres noch ganz anders.
Grundsätzlich gilt: Bevor Unternehmen Einzelmaßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung oder Abwärmenutzung umsetzen, ist es vorteilhaft eine Gesamtstrategie in Richtung Klimaneutralität zu entwickeln, die als Grundlage für ein Transformationskonzept dient. Ziel dieser Reihenfolge „Strategie, Transformationskonzept, Fördermittel“ ist es, nicht nur die technisch sinnvollsten oder CO2-ärmsten Optionen aufzuzeigen, sondern auch den langfristigen energiewirtschaftlichen Mehrwert zu beurteilen. Und hier wird es sprichwörtlich spannend, denn hier drohen Risiken, die besonders bei langfristigen Amortisationsanforderungen sehr hoch sein können. Die sich in einigen Bereichen ergebende Divergenz zwischen den Erfordernissen auf dem Weg in Richtung Klimaneutralität und den Anforderungen an die wirtschaftliche Resilienz muss transparent gemacht sein.
Der Begriff Transformation hat nicht nur energieeffiziente Technik im Fokus, sondern auch den Faktor Mensch. Dieser trägt entscheidend dazu bei, dass die Transformation zur Klimaneutralität gelingt, auch mit Hilfe der Digitalisierung. Dazu müssen alle Mitarbeiter des Unternehmens diesen Weg mitgehen und in ihren täglichen Alltag integrieren. Die Weiterbildung von Mitarbeitern ist ein wichtiger Bestandteil, der bislang oft noch vernachlässigt wird. Auch hier stehen hohe Fördermittel für die Weiterbildung zur Verfügung.
Fazit: Die Umsetzung lohnender Energie- und CO2-Einsparungen steht seit langem im Fokus großer Energieverbraucher. Die „low-hanging-fruits“ sind geerntet, die „high-hanging-fruits“ müssen geerntet werden, aber die Ernte ist ungleich schwieriger. Hierzu ist es erforderlich, zuerst eine langfristig belastbare Strategie zu entwickeln, dann ein entsprechendes (Transformations-)konzept zu entwickeln und schließlich die sinnvollen Maßnahmen der Reihe nach umzusetzen. Hier kommt die Frage der richtigen Fördermittelstrategie ins Spiel. Ziel ist es, die Maßnahmen aus dem Konzept mit der Förderlandschaft zu synchronisieren. Das bedeutet, früh genug zu sein, solange die Anforderungen nicht erhöht werden, die Töpfe noch voll sind und die Fördersätze hoch sind. Und keine Fehler zu machen. Besonders vorteilhaft (aber komplex) ist dabei die Kombination verschiedener Programme. Das gelingt nur mit einer vorausschauenden Fördermittelplanung, die von Anfang an und kontinuierlich bei der Umsetzung des Transformationspfades mit an Bord ist. Und das funktioniert, wie meistens, nicht nebenbei.