Ein herausforderndes Jahr geht zu Ende und wir fragen uns, ob es im Jahr 2025 besser wird - zumindest, ob die Richtung stimmt. Eine neue Bundesregierung muss die Herkulesaufgabe „Energiewende“ auf Kurs bringen und gleichzeitig andere Herausforderungen in vielen Bereichen angehen. Viele sagen, die Energiewende sei auf einem guten Weg und betonen die positiven Entwicklungen. Diese gibt es zweifellos, aber für die von uns vertretene Gruppe der großen Letztverbraucher kommt da Vieles nicht oder viel zu spät bzw. nicht konsequent an. Sie kennen die Themen, die wir regelmäßig aufgreifen und bei denen wir Verbesserungen und Erleichterungen fordern. Ich möchte sie daher an dieser Stelle nicht nochmals aufgreifen und bei Interesse zum Auffrischen auf unseren Blog verweisen.
Weihnachten naht und ich hoffe, Sie haben Zeit, über die größeren Zusammenhänge nachzudenken. Ein Thema möchte ich Ihnen daher mit auf den Weg geben, dass vermutlich großen Einfluss auf uns alle haben wird und das bei den meisten noch gar nicht angekommen ist: Der Artikel 6.4 des Pariser Klimaschutzabkommens und die Regulierung des internationalen UN-basierten CO₂-Markts. Der Beschluss dazu, der am ersten Tag der COP29 in Baku ohne weitere Diskussion angenommen wurde, betrifft nicht nur den globalen Emissionshandel, sondern auch die nationalen Strategien zur Emissionsminderung. Der Kern des Beschlusses: Länder, die ihre Klimaziele übertreffen, können überschüssige Emissionseinsparungen an Länder verkaufen, die ihre Ziele nicht erreichen. Details: noch keine. Nachgewiesen ist aber, dass die in der Vergangenheit auf den Markt gekommenen Klimaschutzzertifikate (VER) größtenteils wirkungslos waren. Das soll in Zukunft durch strenge Regularien verhindert werden. Die Frage ist aber: Was wird möglich sein? Zu lesen ist, dass es nicht nur den Staaten, sondern auch Unternehmen möglich sein soll, Emissionsreduktionen zu finanzieren und die resultierenden Zertifikate zur Erreichung ihrer Klimaziele zu verwenden. Die Anrechnung auf Compliance-Ziele, z. B. in der EU aus dem EU-ETS könnte da noch ausgiebig diskutiert werden. Zumindest beim Carbon Border Adjustment Mechanism (CBAM) könnte der Wettbewerb verzerrt werden, falls eine Anrechnung für außerhalb der EU produzierte Produkte möglich wird.
Wird eine aufpolierte Form des Greenwashings ermöglicht?
Die Frage, die daher von den kritischen NGO zu Recht gestellt wird, ist berechtigt: Werden durch dieses Signal nicht die Anstrengungen, Klimastrategien und die etablierten Systeme untergraben? Wird je nach Ausgestaltung eine aufpolierte Form des Greenwashings ermöglicht? Die internationale Finanzindustrie treibt den sich abzeichnenden Markt als Hauptakteur voran. Für ihre Klima-Investments und den anschließenden Handel mit Zertifikaten bereitet sie das nächste „große Ding“ vor. Wir sehen bereits heute, dass die Energie- und die Emissionshandelsmärkte immer mehr von Spekulanten beeinflusst werden. Freie Märkte und Handel sollen damit nicht an den Pranger gestellt werden, aber sind die Folgen für diesen sensiblen Bereich absehbar? Auf der positiven Seite stehen zusätzliche Klima-Investments, besonders für die (Entwicklungs-)Länder. Aber können Unternehmen, die große Summen auf ihrem ehrlichen, teuren und anstrengenden Weg in Richtung Klimaneutralität ausgeben, darauf vertrauen, dass sie ihre Ziele zukünftig nicht viel einfacher erreichen? Dazu der regulatorische und bürokratischen Aufwand, der mit der Gestaltung und Überwachung des neuen Systems einhergeht. Selbst CBAM, Klimaschutzverträge und ähnliche Systeme sind vermutlich einfacher gestrickt. Ich bin skeptisch und unterstelle erst einmal, dass die hochheiligen Versprechen in Zusätzlichkeit, Transparenz und Berichterstattung nicht verhindern werden, was befürchtet werden kann: dass hier ein „Gamechanger“ ins Spiel gebracht wird, der auf viele etablierte und in Entwicklung befindliche Bereiche des Klimaschutzes disruptive Auswirkungen haben wird. Die Büchse der Pandora ist geöffnet. Insofern halte ich die Äußerungen einiger Politiker, bei dem Beschluss von einer guten Nachricht zu sprechen, für sehr gewagt, zumindest für verfrüht. Die grundsätzlich richtige Aussage, dass die Klimaziele nur mit „internationalen Kooperationen und internationaler Marktwirtschaft“ erreichbar sind, trifft hier nicht zwangsläufig zu.
Das ecotec-Teamwünscht Ihnen frohe Feiertage, einen guten Rutsch und eine besinnliche Zeit. Bleiben wir optimistisch und hoffen auf ein erfolgreiches Jahr 2025!