Der Wasserstoffhype ist im vollen Gang. Derzeit wird zumeist darüber diskutiert, ob es "grüner" Wasserstoff sein muss oder „blauer“ Wasserstoff sein darf und woher die großen Mengen an Ökostrom kommen sollen, die zur Produktion von „grünem“ Wasserstoff nötig sind.
Weniger wird darüber gesprochen, wie der Wasserstoff dann zum Verbraucher kommen soll. Die europäische Agentur der Regulierungsbehörden (Acer) kommt jedenfalls zu der Einschätzung, dass die Gastransportnetze in Europa nicht auf die Nutzung von Wasserstoff vorbereitet sind. Die Entwicklung in den Staaten Nordwest- und Zentraleuropas ist zwar weiter fortgeschritten als in Südosteuropa. Es gibt aber große Unterschiede im Umgang mit grünen Gasen - nicht nur mit Wasserstoff, sondern auch mit Biomethan. Das Bild ist geprägt von Pilotprojekten und die Fortschritte bei Biomethan sind größer als bei Wasserstoff: In 15 von 23 befragten EU-Mitgliedsstaaten erlauben die Leitungsnetzbetreiber heute überhaupt keine Einspeisung von Wasserstoff. Zudem bestehen erhebliche Unterschiede bei den Grenzwerten: Deutschland erlaubt mit 10 % die höchste Beimischung, die Niederlande erlauben lediglich 0,02 %.
Grüne Gase könnten im Jahr 2050 nach verschiedenen Schätzungen zwischen 30 und 70 % des Gasverbrauchs decken. Unabhängig vom Grad der Beimischung besteht ein umfassender Anpassungsbedarf im Gasnetz, wenn dem Erdgas Wasserstoff beigemengt werden soll: Gasturbinen, Verdichter, Tanks von CNG-Fahrzeugen und einige Gasspeichertypen sind bei höheren Beimischungsquoten nachzurüsten. Ebenso müssen Messanlagen angepasst oder ersetzt werden. Eine Alternative wäre der ausschließliche Wasserstofftransport in neuen oder umgewidmeten Leitungen.