Sie steigen wieder, die Gaspreise. Langsam und gemächlich, aber deutlich. Für das cal-25 waren im August gut 42 €/MWh fällig. Am 23. Februar war der Preis noch bei 28 €/MWh, dem günstigsten Wert in diesem Jahr, womit sich cal-25 um satte 50 % verteuert hat. Nachdem man im Februar annehmen konnte, dass das Schlimmste der Gaspreiskrise vorbei sein sollte, da die Speicher noch relativ voll waren und der Winter seinen Schrecken verloren hatte, ging es mit dem Preis nicht weiter runter, sondern in die andere Richtung. Obwohl die Versorgungslage nicht angespannt ist und die Wirtschaft schwächelt, liegt auch der Spotmarktpreis nur knapp unter cal-25. Neben der Angst vor möglichen Versorgungsengpässen (z. B. Stopp des Ukraine-Transits ab 1. Januar 2025) sind es wieder die gleichen Argumente, die wir bereits aus der Zeit der Gaspreiskrise kennen. Geopolitische Krisen, ein möglicher harter Winter, ungeplante Ausfälle wichtiger Förderstätten oder LNG-Exportterminals könnten, vor allem wenn mehrere Faktoren eintreten, den Preis in die Höhe treiben.
Absichern oder Spotmarkt?
Betrachtet man auf der anderen Seite den durchschnittlichen Day-Ahead für THE, stellt sich bislang in diesem Jahr ein Preis von rund 31 €/MWh ein. Also darf man auf der anderen Seite die Frage stellen, ob ein Aufschlag über 30 % für das cal-25 gerechtfertigt ist. Es stellt sich also für diejenigen, die nächstes Jahr noch „short“ sind die Frage, ob man sich jetzt noch eindecken sollte oder das Risiko des Spotmarktes in Kauf nehmen soll. Darauf gibt es wie immer, keine allgemeingültigen Empfehlungen und es ist keine einfache Entscheidung.
Langfristige Absicherung ist günstig
Anders sieht es bei den weiter entfernt liegenden Jahren aus. Im Dezember haben wir darauf hingewiesen, dass es sinnvoll ist, zumindest über Teilabdeckungen für 2027ff nachzudenken, egal ob bei Strom oder Erdgas. Für cal-27 ist der Preis gegenüber Februar nur um ca. 1 €/MWh auf 28,50 €/MWh gestiegen. Erst ab 2028 wird es richtig günstig, cal-29 notiert bei gut 25 €/MWh. Warum, das können Sie in unserem Artikel zum LNG-Markt in der Ausgabe 3/24 der VIK Mitteilungen nachlesen.
Vollversorgung oder Drittmengen?
In der Praxis nehmen viele Unternehmen die langfristige Absicherung zu günstigen Konditionen noch nicht in Anspruch. Woran liegt das? Einerseits am Beschaffungsmodell: Langfristige Vollversorgungsverträge bis 2030 ff sind selten und haben einige Tücken, z. B. die BEHG-Abgabe: Viele Versorger bieten noch keine Lösung, welchen Preis sie ab 2026 berechnen. Andererseits sind Unternehmen mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung abwartend. Eine Lösung ist die Beschaffung über Handelsrahmenverträge. Kommt man aus der Vollversorgung, muss man anfangs raus aus der Komfortzone. Dann sind aber Teileindeckungen unter Berücksichtigung aller Umstände möglich, auch des Transformationspfades. Bei Bedarf kann man Mengen auch zurückverkaufen – das ist das Wesen eines Handelsrahmenvertrages. Wer sein Beschaffungsmodell anpasst, kann sich langfristig günstige Preise (z. B. über den LNG-Pool) und maximale Flexibilität sichern. Es ist zukunftsfähig und passt grundlegend auch für grüne Moleküle wie Biomethan oder Wasserstoff.
LNG-Pool von ecotec und EnB
Aus diesen Erwägungen ist die Idee von ecotec und Energieberatung GmbH (EnB), der Energieberatungstochter des VIK Verband der industriellen Kraftwirtschaft e. V., entstanden, großen Letztverbrauchern in Deutschland eine neue Beschaffungsoption für Erdgas zu ermöglichen: Ein LNG-Pool, über den nicht nur langfristige Terminprodukt angefragt werden, sondern dazu ein neuer Beschaffungspunkt. Das LNG wird direkt vom Tanker gekauft und mit Hilfe eines Zentraleinkäufers direkt in das Marktgebiet THE geliefert. Das Ganze macht dann Sinn, wenn der LNG-Preis und die Logistik bis in das Marktgebiet günstiger sind als eine direkte Beschaffung an THE. Dann winken zwei Vorteile in einem: Langfristige Absicherung zu günstigen Preisen und ein Preisvorteil gegenüber THE. Wenn Sie dabei sein möchten, erfahren Sie hier mehr.