Diesen Titel haben wir bereits in der Ausgabe September 2017 gewählt, damals noch mit einem Fragezeichen. Heute, 8 Monate später, ist der Trend weiter bestätigt worden. Cal-19 klopft beim Erdgas an die 20 €/MWh und beim Strom an die 40 €/MWh-Marke. Öl der Sorte Brent rennt in Richtung 80 $ je Barrel. Diese 20/40/80-Konstellation wirft besonders bei Marktteilnehmern, die „short“ sind, die Frage nach der richtigen Beschaffungsstrategie auf.
Neben den „bullishen“ Entwicklungen an den Börsen ist der für die Entwicklung des Strompreises maßgebliche Faktor diesmal nicht der Kohlepreis, sondern der CO2-Preis. Der Erdgaspreis, der lange Zeit relativ stabil bei 16 - 17 €/MWh verharrte, kann sich dem Einfluss des steigenden Ölpreises nicht länger entziehen. Daher lohnt ein Blick auf diese beiden Commodities:
Beim Öl erinnern wir uns an das Jahr 2014, als der Ölpreis Brent von über 110 $ je Barrel abstürzte und dann nach einer Mini-Erholung bis Anfang 2016 auf unter 30 $ einbrach. Mit dem neuen saudischen Ölminister wurde dann im Mai 2016 eine neue OPEC-Politik angekündigt, die zum 1. Januar 2017 zu Förderkürzungen der OPEC und 10 weiterer Länder führte - darunter Russland, dem zweitgrößten Förderland nach den USA. Im Mai wurde die Verlängerung der Förderkürzungen bis Juni 2018 beschlossen und dann ging es mit dem Ölpreis prinzipiell nur noch bergauf. Neben der noch halbwegs robusten Weltkonjunktur kommen jetzt geopolitischen Faktoren, z. B. das Atomabkommen mit dem Iran, hinzu und Förderengpässe, z. B. in Venezuela. Die Märkte erwarten, dass bei Ankündigung neuer Iran-Sanktionen die 80 $-Marke fällt.
Beim CO2-Preis hat sich die Lage nach den Beschlüssen der EU zur Neuregelung des Europäischen Emissionshandelssystem (ETS) gedreht. Im Mai 2017 wurden EUA’s noch für unter 5 €/t gehandelt, jetzt liegen wir bei 13 – 14 €/t. Die Novelle des ETS führt zu einer deutlichen Reduzierung der ab 2021 in Umlauf kommenden EUA‘s. Zudem können bereits ab 2019 durch die Markstabilitätsreserve vorhandene überschüssige Emissionsberechtigungen aus dem Markt genommen werden. Letztendlich führt auch die politische Diskussion um einen CO2-Mindestpreis von ca. 30 €/t zu Sicherheitskäufen. Jedoch ist der ETS-Markt nach Ansicht von Händlern „long“ und der Preisanstieg überwiegend spekulationsgetrieben. Der Hebel im vom Volumen her eher übersichtlichen CO2-Markt ist viel höher als beispielsweise an den internationalen Rohstoffmärkten.
Welche Strategie empfiehlt sich jetzt also für die mittelfristige Energiebeschaffung? Es gibt zwei Szenarien:
- Die „Ralley“ geht weiter oder verlangsamt sich nur. Dann sollte zumindest über eine Teilabsicherung für 2019 nachgedacht werden.
- Es kommt zum „Absturz“. In 2008 nach der Subprime-Krise und wie oben beschrieben in 2014 kam es zu einem heftigen Ölpreisverfall. Hierauf zu warten ist sehr riskant und birgt die Gefahr, letztlich teuer einkaufen zu müssen.
Deswegen ist unser Tipp die Betrachtung der historischen Preisniveaus der Jahresprodukte. Beim Strom liegen wir auf dem Preisniveau von 2013, in 2011 lagen wir noch bei ca. 60 €/MWh. Beim Erdgas liegen wir auf dem Niveau von 2015; bis Mitte 2014 lagen wir bei ca. 25 €/MWh. Historisch gesehen ist das Preisniveau also immer noch günstig.