Aufgrund des milden Winters und des hohen LNG- und Windangebotes stehen die Spotmarktpreise schon seit geraumer Zeit unter Druck. Der jüngste Ölpreisverfall und die Angst vor dem Virus lassen die Terminmarktpreise weiter sinken.
Für Energieeinkäufer eigentlich eine gute Nachricht, insofern sie bislang noch keine langfristige Eindeckung am Terminmarkt vorgenommen haben. Für Energielieferanten hingegen eine weniger gute Nachricht, wenn sie einen hohen Anteil an „teuren“ Terminprodukten in ihrem Portfolio haben; denn die Lieferanten müssen die für ihre Kunden im Großhandel beschafften Terminprodukte finanziell absichern - was ihre Kreditlinie belastet. Am Beispiel eines 100 GWh/a-Kunden, dessen vollständig am Terminmarkt beschafften Produkte z. B. 3 €/MWh über dem aktuellen Terminmarktpreis liegen, muss der Lieferant ein Ausfallrisiko in Höhe von 300.000 € pro Beschaffungsjahr absichern, in der Regel über so genannte Avalkredite (Bürgschaft). Je nach Portfoliogröße können dann schnell große Summen zusammenkommen. Nach Brancheninformationen war das der Grund für die natGAS-Pleite, da die Banken die Kreditzusagen bei steigendem Absicherungsbedarf verweigert haben. Insofern sollte jeder Energieeinkäufer prüfen, wie es um die Bonität seines Lieferanten bestellt ist.
Für die Energieeinkäufer stellt sich hingegen die Frage, ob jetzt bereits der richtige Zeitpunkt für eine Absicherung der Jahresprodukte gekommen ist. Beim Strom wird vieles vom CO2-Preis abhängen. Sollte er nach unten wegbrechen, wird der Druck weiter zunehmen. Beim Erdgas hingegen hängt viel davon ab, wie sich die LNG-Lieferungen nach Europa entwickeln und ob der nächste Winter seinem Namen gerecht wird. Ein vorsichtiges Einsteigen in die Absicherung ist gerechtfertigt, auch wenn ein Sommer mit viel PV-Einspeisung und anhaltende Virusangst die Terminprodukte noch weiter drücken können.